Montag, 22. Oktober 2012

Papier

Beschriebenes Papier, das stirbt so hin.
Wie sie sich alle wehren und sagen:
nicht so schlimm, wir schwinden hin.
Du reimst jetzt besser nicht
der Wind reimt auch nicht, rauscht
Die Blätter in der Luft sind rot und alt
Die Schrift ein Kritzelzeichen auf
den regenüberwachsenen Wänden
jeder Tropfen schließt ein Zeichen
das zerfließt und unbeschreibbar wird
All die Edikte der Dichter sind so
königlich, wertlos, schlecht und ärmlich
Ich muss Diktator werden, verweht
muss all mein Wollen sein, nur Stiefel
brauch ich um zu marschieren durch
die schweren Marsche des Blätterwalds
am Rand der intellektuellen, kalten Tiefsee
Schlamm, Schlamm, du bist mein Wegzeichen
dich trinke ich, du bist mein Rausch
Rauscht es nicht schon im Blutschwamm
im Gehirn, dem verrauschten Programm?
Wächst dort nicht ein Baum, ein Zeichen
auf dem Löschpapier, das sich in den
Kapillaren fortpflanzt wie eine Pflanze
wie ein Gewächs, ein Gehirnbaum
eine grüne Struktur auf dem Papier aus Holz?
Da strecke ich der Linde meinen ausgedörrten Ast
zum Gruße in die Krone, König auch sie
aber kein Diktator, weil nicht gut zu Fuß
Beschriebene Blätter, die sterben so dahin
Lindenblüten, Buchenstäbe, Lider über
meinen herbstgefärbten Augen unterm
Sonnenrad, das mir mit Klingen den Verstand
abmäht – und ich senke die Sicheln aus Haut
über die Mandeln der Augen, und ich fühle mich
wie Pelikantinte, tintenblau im Himmel

.

2 Kommentare:

  1. Hallo Florian!

    Das ist ein ganz toller Text! Ich glaube, ich sollte Dir folgen.
    Auf alle Fälle komme ich morgen zurück, um noch etwas
    mehr in Deinem Blog zu stöbern!

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  2. O, vielen Dank, das freut mich. Ich versuche mein Bestes, sozusagen...

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