Dienstag, 3. Januar 2017

Dies ist die Zeit, von der wir als die roboterlose berichten werden, so wie wir heute unseren Kindern von den 70er Jahren erzählen, in denen es noch keine Mobiltelefone gab, keine Homecomputer und kein Internet.

Als 8-bit-Spiele noch keine Kunst waren, sondern Notwendigkeit. Als nach Übersee nur der Jet-Set flog.
--- Als dein Großvater noch jung war.

„Aber, Opa, eine Welt ohne Roboter, da hätte ich ja kaum Freunde gehabt. Ich hätte den ganzen Tag im Realitätsraum verbringen müssen “
Ich räuspere mich bedächtig und schaue meinen Enkel an. Seit er Pyramidon nimmt, kann er endlich ruhig sitzen.
„Weißt du, Jin-Quirin, ich sage es dir nur ungern, aber Realitätsräume gab es damals auch noch nicht, nur die ersten VR-Brillen, und besonders gut war die Auflösung von denen nicht, man konnte Realität und Realitätsraum gut unterscheiden. Heutzutage kann man das kaum noch.“
Jin-Quirin lächelt: „Du vielleicht nicht, aber du bist ja schon alt“.

--- In der Jetztzeit entwickeln sich die Dinge: schon heute stellt Boston Dynamics hervorragende Menschmaschinen her, zugleich arbeitet die kalifornische Elite an künstlicher Intelligenz. Kombiniere beides mit Massenproduktion in Shenzen, und schon hast du die Zukunft vor Augen.

Die Sexroboter werden die ersten sein, so wie die Sex-Tapes bei den Homevideos die ersten waren, wie die Porn-Pages im Netz die ersten waren.

Und dann die echten Androiden für den Haushalt, als Spielkameraden für die Kinder, als Menschen auf der Straße.

Wenn ich zusammenrechne was jetzt schon mit Silikon, Chat-Bots und Robotik möglich ist, kann ich voraussagen: wir werden die neuen Menschen nur sehr schwer von den alten unterscheiden können. Jedenfalls die öffentlichen. Die Androiden in den Fabriken und Büros werden weniger lebensecht aussehen, aber um Potenzen produktiver sein als wir.
Humans need not apply.

Und diese Welt davor, in der wir noch Momente leben werden, die gilt es jetzt zu beschreiben, aus einer Perspektive, die aus der Zukunft zu uns schaut. Denn ein Blick aus dem Loch der Gegenwart wird uns später unspezifisch vorkommen, so wie mir heutzutage die Erinnerungen der Glückel von Hameln unspezifisch vorkommen, die sie vor mehr als 300 Jahren aufschrieb, und aus denen ich wenig über den Alltag ihres Lebens und des Lebens ihrer Mitmenschen erschließen kann, obwohl es doch Aufzeichnungen einer Frau aus dem Volk sind, keine abgehobenen Berichte & Betrachtungen eines Adligen. Aber ihr fehlt die Perspektive, sie sieht nur, was sie gelernt hat zu sehen.

Die Gegenwart in ihrer Fülle kann man nur mit dem Blick des Zeitreisenden erschließen.