Jetzt beginnt also das große
Abenteuer.
Ich habe mehr als ein halbes Jahr den
Ebook-Markt ziemlich genau beobachtet, Amazon-Ränge verglichen,
nicht vorhandene Werbekonzepte analysiert, viele, viele Bücher auf
mein Kindle geladen (fast alle waren kostenlos, und auch das gehört
zu den fraglichen Werbekonzepten), und ich bin jetzt zu einem Schluss
gekommen: nur Genreliteratur verkauft sich bislang gut im virtuellen
Raum, Thriller schlagen ein wie Bomben, und angenagte Untote haben
einen hervorragenden Lauf, aber die sogenannte gehobene Belletristik
hat auf diesem Marktplatz nichts zu melden. Und deswegen wird es ein
Abenteuer werden, wenn ich nicht nur ein, nein, zwei Ebooks auf
diesen Markt werfe.
Vor einigen Wochen habe ich bei Rotbuch
um die Rechte für eine Ebook-Ausgabe meines ersten Romans gebeten,
und der Verlag hat sie mir ohne Murren eingeräumt, vermutlich aus
dem Grund, weil man sich dort auch kein Geschäft in dieser Sparte
erhofft, vor allem nicht mit diesem schnell verschiedenen Roman, den
ich dort 2009 publiziert habe.
Also habe ich mich an mein Notebook
gesetzt und erst einmal ein neues Titelbild zusammen gebastelt (mit
der Collage-Funktion von Picassa), denn jenes der Printausgabe
gehört natürlich dem Rotbuch-Verlag. Zudem hat es mir nie so recht
gefallen. Mein Ergebnis konnte man schon im letzten Blogeintrag
begutachten. Und weil ich es so schön finde (allein diese grellen
Farben), zeige ich es hier noch einmal:
Bitterstoffe, Ebook |
Die Printausgabe sah im Vergleich dazu ein bisschen unkonkret aus, ein bisschen so lala:
Bitterstoffe, Print |
Das Manuskript ist von mir erneut
lektoriert und korrigiert worden, und beim Lesen musste ich mich gar
nicht mal gruseln, was mich überrascht hat, denn den Text habe ich vor
knapp zehn Jahren abgeschlossen. – Auch dies ein deutlicher
Vorteil des Ebooks: der Roman (Bitterstoffe) hat von der
Fertigstellung bis zum Druck rund sechs Jahre bei Agenturen und in
Lektoraten gelegen, bis er dann endlich in die Freiheit entlassen
wurde. Beim Ebook hingegen liegen zwischen Entschluss und
Verwirklichung nur einige Monate. Im Konkreten heißt das: ich habe
hier einen weiteren Roman rumliegen, der in kein Verlagsprogramm
passt (selbst mein derzeitiger Verleger stöhnt ob meines Fleißes,
und bittet mich, nicht alle acht Monate einen neuen Roman vorzulegen,
er wäre leider nicht König Ubu), und diesen Roman, der eine Art von
zweiter Teil zu Bitterstoffe ist, werde ich zeitgleich auf der
Amazon-Selfpublishing-Platform herausgeben.
Das ist ein gefährliches Spiel. Meine
Hoffnung ist, dass sich die zwei Bücher gegenseitig nach oben
treiben werden, aber die realistischere Variante wird sein, dass sie absaufen werden wie Bücher von Anselm Kiefer. Das könnte meinem Ruf als
ernsthafter Literat schaden (welchem Ruf?), andererseits könnte es
meinem Ruf auch schon schaden, wenn ich die Romane überhaupt als
Ebook herausbringe. Denn soweit ich das überblicke, traut sich
bislang niemand, weil es noch einen Ruch hat (la mauvaise reputation).
Keiner der Kollegen stellt einen Roman von sich bei Amazon ein, nur ein paar
Kurzgeschichten dümpeln als Testballone in den unteren Schichten der
Bestseller-Atmosphäre. Ich spreche natürlich nur von der gehobenen Belletristik (oder Geleetristik) – und man
möge mich nicht missverstehen: ich liebe gute Genreliteratur, ich
verschlinge zur Zeit einen Zombie-Roman nach dem anderen; und ich
liebe den Ebook-Markt dafür, dass endlich die wildesten Genreautoren
nach oben gespült werden. Plötzlich finde ich Romane von düsterster
Coleur, die es früher nicht mal in die Lektoratskonferenz eines
mittleren Verlags geschafft hätten. Natürlich muss man sie zwischen
der Massenproduktion eines Alfred Bekkers suchen, aber sie sind
da.
Meine nächsten Aufgaben werden zum
Einen der Entwurf für ein weiteres Cover sein, zum Anderen verpasse
ich dem zweiten Roman – Die Steppe hinter Westberlin – im
Moment eine Politur mit Heißwachs. Das wird ein schnittiger
Schlitten:
Oldsmobil Golden Rocket |
Und wenn dann die zwei Romane im
weltweiten Netz stehen, müsst ihr sie, alle die ihr hier mitlest,
laden und anschließend auf Amazon besprechen, denn das ist die neue
Währung für die Dichter; nur mit ausreichend Amazon-Rezensionen kann ein Ebook
seinen rostigen Rumpf von der Startbahn aus in die Lüfte schrauben.
Und es wird Gratis-Tage geben! Also
wartet, wartet noch ein Weilchen (Hackebeilchen).
(Und wenn ich scheitern würde? Dann
scheitere ich eben, ich habe Übung. Und ich habe Haltung.)
To be continued...
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