Nachdem
ich mehr als drei Monate keine Zeile an meinem neuen Roman
geschrieben habe, hat er mich heute wieder angefallen.
Das
ist eine schreckliche, wenn auch altbekannte Erfahrung gewesen, als
mir im Spätsommer der Elan und die Ideen für den Text ausgegangen
sind. Aber immerhin bin ich ja ein erfahrener
Schriftsteller, der sich zu helfen weiß.
Ich
habe also einen weiteren Roman angefangen, um nicht in diese Leere
gehen zu müssen, die mich unruhig macht, unzufrieden und
angefressen. Und dieser Text schreibt sich seitdem schnell und
unfallfrei.
Damit
nicht genug: zeitgleich habe ich mit den Vorarbeiten zu einem dritten
Roman begonnen, der mich Tag für Tag gedanklich beschäftigt,
so dass ich den ersten (der mein dritter Roman werden wird) ganz aus
dem Blick verloren habe.
Aber
ich redete mir ein, dass das eine gute Idee sei, um den Bezug zu
jenem Roman ganz und gar zu verlieren, um dann mit frischem, leeren
Geist in den zweiten Teil einzusteigen.
Ich
weiß, das hört sich idiotisch an, hat aber funktioniert.
Stand
der Dinge ist: Für Roman Nummer 3 sammele ich in jeder wachen Minute
Material, kaufe einen Haufen Bücher, in denen ich recherchiere
Hauptsächlich die Biographien der handelnden Personen. Roman Nummer 2 –
ein ganz böses Genre-Ungeheuer – schreibt sich fast von selbst.
Und mein Lieblingskind, Roman Nummer 1, hat mich jetzt wieder
abgeholt, beim Abwasch. Da hat sich mein Gehirn in einigen Schlaufen
verdreht, und die Schlange meines Geistes spuckte so grünes Zeugs
aus. Das konnte ich verwenden, und heute Abend habe ich dann rund
15000 Zeichen in die Tastatur gehackt.
Zwischendrin
noch ein paar Gedichte, Blogeinträge und ein Text für eine
Anthologie, die nächstes Jahr bei der Büchergilde Gutenberg
erscheinen wird. Meine Güte; und ich hatte in meiner Jugend immer
den Ruf, faul zu sein.
Nummer 1 wird jedenfalls ein ganz, ganz merkwürdiges Buch.
Eigentlich hatte ich vor, einen klassischen Roman zu schreiben, mit
Plotpoint und Spannungsbogen, aber es ist mir wieder nicht gelungen.
Ich befürchte, das Feuilleton wird den Text unter “Hättest du mal
in Leipzig studiert” einordnen, aber ich finde mich gut zurecht in
der Konstruktion.
Es
ist sowieso eine Schande, dass die mitteleuropäischen Kritiker nur
noch die literarische Hausmannskost goutieren. Weicht man auch nur
einen leichtfüßigen Quickstep vom vorgezeichneten Weg ab, schreien
sie schon nach dem Heiligen Reich-Ranicki. Deswegen sie auch kaum
Lyrik besprechen. Es geht gar nicht darum, dass sie solche Dinge
schlecht finden, nein, sie verstehen sie einfach nicht.
Ich
jedenfalls genieße es, mit drei Romanen zu jonglieren. Und Ideen für
einen weiteren habe ich auch schon notiert.
Es
fragt sich nur: wer soll das alles publizieren, wer das alles lesen?
Doch
letztendlich ist mir das egal. Ich bin Schriftsteller, ich schreibe.
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