Montag, 17. September 2012

Ein Sonntag im Volkspark Potsdam. Die letzten Spätsommer-Tage, und das Kind hatte mächtigen Spaß, während Meike und ich mit mittleren Erkältungen hinterher zockelten - ich war ja schon immer anfällig für Infekte, aber dieses Jahr sind es geradezu die sieben Plagen geworden. Das permanente Ausgelaugt sein hindert mich am Arbeiten. Dabei muss ich umgehend zwei Manuskripte fertig lektorieren.
Stattdessen schlapp in Potsdam. Auf verschiedenen Spielplätzen dort im Park, kurz vor der Rückfahrt auch noch bei den Riesenrutschen. Mördergeräte. Tristan traute sich eine der meterlangen Röhren runter zu fahren, während ich unten stand, um ihn aufzufangen (Meike oben, damit er die richtige Rutsche nahm). Mit schreckgeweitetem Blick kam er mir entgegen geschossen, unser beider Herzen machten einen Satz, dann raste er in meine Arme und fing an bitterlich zu weinen. Kinder-Spielgeräte in den Zeiten von Bungee-Jumping. Lebensgefährlich.

Später auf dem Parkplatz schaute ich in den grell blauen Himmel, auf die leuchtend grünen Hecken, und irgendetwas brachte das in mir zum Klingen. So einen Parkplatz schien ich schon einmal in meiner Kindheit gesehen zu haben. Ich stieg in den Fond des Wagens, und es war, als würden vorne meine Eltern Platz nehmen, die aufgeheizten Sitze nach Ernte 23 und aufgeheiztem Plastik riechen, das Meer weit entfernt rauschen, die Möwen kreischen.

Meine Frau startete den Motor und wir fuhren zurück in die Gegenwart, an prachtvollen Villen vorbei, russischen Holzhäusern mit geschnitzten Veranden, Schlössern, Parks, Sonnenschein.
Zu guter Letzt: Stau in Berlin.


Parkplätze haben sowieso immer eine merkwürdige Magie auf mich ausgeübt. Die weite Fläche, die stillen Autos, der große Himmel darüber. Meistens brennt in meiner Erinnerung die Sonne auf den Asphalt, ich komme mit Freunden aus einem Intermarché, und wir haben die Arme voller Weinflaschen und Zigarettenstangen (eine einzelne Packung Gitanes Mais in der Hosentasche), wir gehen zum Landrover und werfen einen Haufen Gauloises Blondes und Camel Filter in den Kofferraum, denn die Deutsch-Französische Grenze ist zum Badischen hin recht durchlässig geworden in letzter Zeit.
Oder auf dem Weg nach Berlin, über die Interzonen-Autobahn. Wir biegen mit irgendeinem geliehenen Golf auf den Parkplatz einer Raststätte (aus gelben Klinkersteinen, erbaut vermutlich noch in den 30er Jahren). Einzelne Wartburgs und Trabanten stehen in ordentlichen, aber löchrigen Reihen vor dem Gebäude, die kalte, klare Wintersonne lässt die Luft über der Betonfläche in einer Welle aus Licht aufschäumen.
Oder der Parkplatz in Scheveningen, direkt an den Dünen. Der feine Sand, der Geruch von Salz, der glänzende Wasserspender am Weg zum Strand. Möwen, Möwen, das Rollen der Dünung. Das Klopfen der Motoren.

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