Donnerstag, 13. September 2012

Chess Titans, Level Fünf, Patt


Ja, ich weiß, besser wäre es gewesen, den König in Opposition zu bringen, somit den schwarzen König abzudrängen, um ihn schließlich mit der Dame mattzusetzen. Aber ich hatte Lust, mal ein Endspiel mit zwei Springern auszuprobieren, ins Besondere weil ich die Pferde zu häufig vernachlässige. Andererseits sollte man dem Elektronengehirn auf Stufe Fünf keine Gelegenheit geben, freiwillig ins Patt zu laufen. (Und im Mittelspiel stand ich echt bescheiden da, einer meiner Türme war weg nebst vier (!) Bauern, und ich hatte nur einen schwarzen Springer und zwei Bauern geschlagen. Aber wie man sieht, kann man sich auch da noch rauskämpfen).

Mittlerweile schreite ich so langsam aus dem unteren Amateurbereich raus, auch wenn mich der Mephisto Manhatten noch immer in jeder Partie zu Stücken haut. Doch ich lerne dazu, und es macht mir viel Spaß zum ersten Mal in meinem Leben strategisch Schach zu spielen. Die wenigen Partien, die ich in den 70er und 80er Jahren gespielt habe, waren ja mehr ein Reingehölze und Draufgehaue. Barbarenschach, sozusagen.
Jetzt erst fange ich an, mich für die Feinheiten des Spiels zu interessieren, wozu auch die Schachcomputer beitragen, die um Klassen eleganter spielen, als irgendwelche Kneipenhocker in Karlsruhe.

Ich studiere einiges an Schachliteratur, verliere täglich gegen Mephisto (komme somit Faust näher), warte auf mein neues Brett (Ahorn und Nussbaum), stöbere mit meinem Kindle im Schachportal von Wikipedea... und versuche meine ELO-Zahl einzuschätzen. Da Chess Titans etwa 1750 ELO hat, ein Anfänger im Allgemeinen auf 1000 ELO eingeschätzt wird, und weil ich ich das Programm auf mittlerem Level schlagen kann, würde ich schätzen, dass ich im Moment bei 1300 bis 1350 liege. Was nach etwas über einem Monat Schachspiel vermutlich gar nicht so übel ist. Spätestens Sylvester 2012 schlage ich den Geist im Gehäuse auch auf Level Zehn. Hab ich mir vorgenommen.

Jedenfalls macht mir das Spiel großen Spaß, es ist das erste Mal seit meiner Kindheit, dass ich so etwas wie ein richtiges Hobby habe. Ich denke schon darüber nach, in einen Schachverein einzutreten.
Aber woher soll ich die Zeit dafür nehmen? Ich muss Literatur machen! Vermutlich ist es lustiger, im nächsten Frühjahr mit den alten, unrasierten Gestalten in der Hasenheide zu spielen, die bei gutem Wetter an den angeschlagenen Schachtischen hinter dem kleinen Tierpark sitzen.
Ob man übers Netz deren durchschnittliche ELO-Zahlen heraus finden kann? Dann könnte ich einschätzen, ab wann ich mich dazu gesellen kann, und wie hoch meine Wetteinsätze sein dürfen.

Zum Schluß noch ein Bild von meinem neuen Schachcomputer, der mich wie erwähnt fast täglich fertig macht (denn er hat eine ELO um 1850), und den ich für zehn Euro bei Ebay geschossen habe.
Geradezu schockierend, wie wenig die alten Geräte aus den 80ern und 90ern mittlerweile kosten. Die meisten Hobbyspieler sind schon vor Jahren wenn nicht Jahrzehnten auf Schachprogramme für den PC umgestiegen, so dass Myriaden von Mephistos auf den Speichern verstauben. Keiner will sie mehr haben. Angebot und Nachfrage. Und so kommt es, dass ein Schachcomputer, der 1993 rund 200 Mark gekostet hat, jetzt für schlappe sechs Euro über den Tresen geht (nebst vier Euro Versand).
Nur die großen, edlen Profi-Modelle sind noch etwas wert, die mit magnetischer Eingabe, polierter Holzoberfläche, leistungsstarken Programmen. Der Rest ist Plunder. (Als nächstes hätte ich gerne einen Mephisto Monte Carlo).

Mephisto Manhatten

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1 Kommentar:

  1. und dann gehts dir noch wie Kasparow, bei der nächsten Demo nach stufe 9!

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