Freitag, 30. Dezember 2016

Aber der Tod.
Wie sprechen über das tot, die tot, der tot?
Wenn die Körpereinheit durch die Zeit klappert, grauer werdend, Metapher werdend für sich selbst im Ableben, Abspulen des Films. Schnitt. Black. Fade.

Z.B. mein Vater: starb ohne Furcht, obwohl er nicht an ein Nachleben glaubte, nur an die Schwärze im Blick, das Nichts der Zukunft. Trotzdem er seine Hände wandern ließ durch die Luft, den Äther, das Fluidum, in seinen letzten Tagen, im Hospiz, krebszerfressen, oder eher krebsgeschwängert.

Z.B. mein Vater: wisperte mit den Toten, die über ihn gekommen waren, in seinen letzten Tagen, obwohl das am Krebs gelegen haben könnte, an der zerfressenen Leber, und ursächlich daraus an der zunehmenden geistigen Wirrheit, Verwirrung ... winddurchkämmt das Gehirn, von einem Hauch geschüttelt, Prophet des Nihilismus.

(Ich fand heut kaum noch etwas von ihm, im weiten Internet, im Hades der Homepages und Kanäle (Styx). Ein toter Schauspieler, nur noch öffentlich abgebildet in einigen vergänglichen TV-Serien der 60er Jahre. Ruhm, ach, Herbst, Blätter, leichter Wind. Stattdessen eine spanische Sendung über meinen Bruder, der Spanisch sprach, und den ich nicht verstand, und der mit dem Alter mehr und mehr ausschaut wie unser Vater ... ich weniger und weniger.)

Kann man sich den Tod nicht vorstellen als einen unendlich gedehnten Moment, der vor dem endgültigen Ableben stattfindet, und der dem Bewusstsein als ein Nachleben vorkommt, das Licht, der Tunnel, das Licht. Ein Moment der ewigen Erkenntnis, der letzte Moment des Lebens spreizt sich auf an der Mauer des Todes, eine Flutwelle, gebrochen am Stein der Toteninsel.

Ach, Toteninsel, was für ein Unsinn, was kann mir Böcklin über des Sterben meines Vaters schon sagen, was über meines?

Stille Tage in der Dämmerung. Schmerzen in Friedenau. Aber kein einziges graues Haar im Spiegelbild.



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