Sonntag, 24. Januar 2016

Wie es in das Internet hinein ruft, so schallt es hinaus.
Eigentlich ist  die Welt, die Wohnung, die Straße dort draußen, mit ihren vermanschten Mensch-Imitaten nur noch eine Schale um den virtuellen Raum.
Das große Versprechen: die zweite Realität, Second life. Das Interface in den Innenraum. Aber außer Gerede ist nicht viel gewesen. Facebook mehr ein Purgatorium, in dem die Seelen durcheinander tuscheln.
Auf den Straßen - die erste Schale, die erste Sphäre des neuen Himmelsmodells - Bäume, dunkelgraue, blattlose, wie verkrüppelt wirkende Bäume, bei denen man sich nicht mehr sicher sein kann, dass sie am Leben sind. Ihre Wurzeln lange schon verschlungen mit den Glasfaserkabeln unterm Asphalt.
Alles aus Sand gebaut: die Straßen, die Häuser mit ihren Fenstern, die Glasfaserkabel, die Siliziumchips. Grundstoff: Sand. In einer Million Jahren werden wir einen riesigen Strand hinterlassen haben.
Bis dahin tödliche Gleichform der Dinge, keine Änderungen in den letzten vierzig Jahren, nur ein bisschen neue Tünche. Autos dazwischen, als letztes Mobile, die Bewegung der Straße. Da flaniert der Wind und der Staub, der Feinstaub, der feine Staub. Dust to dust.

Was macht eigentlich mein Avatar in Second life, der dort dumm seit 2007 herumsteht, niemals abgemeldet wurde, in irgendeiner Ecke kauert und auf ein Spiel wartet, das nicht stattfinden wird? Der Homo ludens hat eingepackt, hat sich eingeparkt in der Arbeitsbucht im Großraumpurgatorium. Flache Hierarchien in der Hölle.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen