Dienstag, 19. Februar 2013

Und wieder habe ich mir ein unbezahltes Projekt aufgehalst. - Schon seit Jahren verzweifele ich über die philologisch hasenfüßigen und poetisch lauen Übersetzungen der Gedichte aus dem deutschen Mittelalter. Sowohl die althochdeutschen als auch die mittelhochdeutschen Texte verlieren meist jeden Zauber, und auch jede Zauberkraft, was ja bei den Segens- und Bannsprüchen von klarer Bedeutung sein sollte.

Schon vor einigen Jahren habe ich einiges aus diesem Feld übertragen, unter anderem den Wurmsegen und die Klage Walthers von der Vogelweide. Seither reizt es mich immer wieder, einen kleinen Band von 50 Nachdichtungen zusammenzutragen (der sich gut für Reclam eignen würde; doch, leider, leider, Reclam publiziert so etwas seit Jahrzehnten nicht mehr, Insel auch nicht).

Als kleine Vorspeise hier meine Übertragung des ersten Merseburger Zauberspruchs. In der ersten Zeile folge ich der Interpretation des Philologen Gerhard Eis, der duoder als Verschreibung von muoder deutet.


     Einst saßen drei disen · die ehrbaren ahnen
     setzten die feinde fest · hinderten das heer
     der freunde fesseln · ließen sie fallen
     entspringt den knebeln · entflieht den kriegern . H .



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