Vor einigen Tagen habe ich einen Auszug in der Verbrecherversammlung gelesen, und als ich dort zum ersten Mal ein Publikum für diesen Text als Spiegel, als Hallraum hatte, ist mir noch deutlicher als zuvor klar geworden, dass der Roman brutal und rück-sichts-los überarbeitet werden muss.
Ich saß dort in der Bar Monarch am Kottbusser Tor, deren Fensterfront sich im ersten Stock des Neuen Kreuzberger Zentrums hin zum Hochbahnhof öffnete. So viel Nacht dort draußen, und so wenig Zuhörer hier drinnen, kaum mehr als fünfzehn Menschen. Aber diese wenigen werden sagen können, sie seien dabei gewesen, seinerzeit, im Jahr des Herrn 2013.
Und nun ist also der Roman fertig, nach exakt zwei Jahren. Und seit zwei Wochen stehe ich da, schreibe kaum und ersteigere Schreibmaschinen bei Ebay, denn ich habe leider wieder meiner alten Leidenschaft nachgegeben, kaufe all die Maschinen, die ich mir früher nie leisten konnte. Jetzt kosten sie nur noch ein paar Euro.
Zur Zeit schreibe ich auf einer unglaublich eleganten Princess Futura, einem wolkengrauen Juwel aus den späten 60ern, mit scharfen, futuristischen Typen.
Und ich schreibe Gedichte darauf; denn wie wäre es anders zu erwarten gewesen: nach der langen Arbeit an einem Roman (die mich fast gänzlich von den Gedichten fernhielt), habe ich mich wieder der Lyrik ergeben.
Poetisiert euch!
Hier ein neuer Text aus dem Monat März:
Norden
Buntmetall ist
der Himmel
Abendschneise hat
sich gleißend
ein Gleis
gestanzt ins sinkende Licht
Schneeblind bin
ich ganz vom Tag
und Nacht will
mir noch mehr
Nacht einschenken
mit Gewitter
Träumt das
Firmament flackernd Alpe
fällt der
Schlaf in die Zwitscherräume
der Mauern die
vor dem Lichtfleck stehen
Kaltes Papier der
Winter glatt und weiß
Auf den Mauern
steht der Wind
aus dem unfassbar
hellen Norden
.
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