12.
April 2022
Nur noch drei Wochen, dann ist es soweit. Mein Fantasyroman Die
Ruinen von Vinatur wird als eBook bei Amazon erscheinen. Am
1. Mai - am Tag der Arbeit. Es ist mein bisher bestes Buch geworden.
Rund 450 Seiten, die mich mehr als ein Jahr Arbeit gekostet haben.
Nun wird sich zeigen, ob der Roman, das Cover und die
Werbekampagne etwas ausrichten wird.
Auch das Cover habe ich selbst gebastelt, zum einen, weil ich
Design drei Jahre gelernt habe, zum anderen, weil ich endlich mal die
volle Kontrolle über eine Veröffentlichung haben wollte.
Ob das eine gute Idee war, das wird sich zeigen.
Mein Ziel ist: 5000 verkaufte Exemplare. Ist das zu hoch
gegriffen? Vermutlich. Andererseits, warum nicht? Der Roman ist gut
geworden. Bei der Überarbeitung habe ich ihn gerne gelesen. Und wenn
ich den Text schon gerne lese - ich, der ich schwer zufrieden zu
stellen bin - wieso nicht auch andere?
13.
April 2022
In den letzten Wochen habe ich die Vorgeschichte zweier Figuren
aus dem Roman geschrieben, zweier Figuren, die mir sehr ans Herz
gewachsen sind. Es ist eine rund 40 Seiten lange Story geworden, die
zwei Jahre vor den Ereignissen der Ruinen von
Vinatur spielt.
Tira, das Mädchen aus Silberaue, die so eine bedeutsame Rolle in
Prinz Jaris Leben spielen wird, trifft auf den Zauberer Malek - auch
er später schicksalshaft verwoben mit Jaris und Kallum.
Die Story hat den Titel Schattenschleicher -
und ich versuche in ihr einen mehr impressionistischen Ton zu
treffen. Letztlich soll sie die Sichtweise einer Neunjährigen auf
eine gefährliche Welt darstellen, in der Ungeheuer die Norm sind,
heißen sie Schattenschleicher oder Mutter.
Aber die Geschichte soll auch das Abenteuer der Kindheit
einfangen, die Lichtstrahlen, die durch das Fenster fallen, den Wind,
der durch die Zweige rauscht. Und das Abenteuer des Lesens, dem Tira
verfallen ist ... so wie ich schon seit meiner Kindheit.
Ich habe die Geschichte mit großer Begeisterung geschrieben, aber
diese Begeisterung war nicht der einzige Grund, weshalb ich mich an
die Arbeit machte. Der Plan ist (so viele Pläne ... und so wenig
Sicherheit, ob ich sie in die Realität werde umsetzen können) ...
der Plan ist also, Schattenschleicher als Schlepper für
den Roiman zu verwenden. Ich werde die Story zum Preis von 99 Cent
anbieten, vielleicht auch kostenlos, so dass der Leser und die
Leserin dazu verleitet werden, den Roman zu kaufen, nachdem sie
hingerissen von der Kurzgeschichte waren.
Die Frage ist nur: werden sie hingerissen sein?
Und weil mir die Arbeit an Schattenschleicher so gefallen hat,
möchte ich drei weitere Storys schreiben, bevor oder während ich
den zweiten Roman in Angriff nehme (der den Arbeitstitel Die
Ruinen von Albenmoor hat und an dessen Vorarbeiten ich
schon sitze).
Zum einen jeweils die Vorgeschichten von Jaris und Malek, zum
anderen eine Sammlung von Legenden, die in dem Grünen Buch
der Erde niedergeschrieben sind. Aus diesem Buch wird im
Roman und auch in der Kurzgeschichte zitiert und ich habe das
Bedürfnis, diese Legendensammlung Wirklichkeit werden zu lassen, so
dass sie auch im echten Leben am Kaminfeuer vorgelesen werden kann.
14.
April 2022
Zur Zeit überarbeite und korrigiere ich das letzte Viertel des
Romans. Mehr als ein Jahr nach Fertigstellung. Und es ist immer
wieder verblüffend, wie viele Fehler und Ungenauigkeiten man noch
findet. Ich hoffe, ich habe alle Bugs erwischt, die zwischen den
Seiten rumkrabbelten. Was ich auch immer wieder bei meinen
Manuskripten feststelle: je älter sie sind, je weiter entfernt, fast
schon in Echo-weite, um so objektiver kann ich sie lesen und
beurteilen. Das ist ein großer Vorteil, den ich jedem Schriftsteller
empfehlen kann wahrzunehmen, aber es war in diesem Fall keine
freiwillige Entscheidung, so vorzugehen.
Ich habe das Manuskript zahllosen Agenturen und späterhin einigen
Verlagen angeboten. Das Interesse war bescheiden und das ist noch
eine Übertreibung. Wäre ich nicht schon seit Jahrzehnten
Schriftsteller, hätte mich das vermutlich völlig aus dem Konzept
gebracht und noch immer nagt die Frage mit spitzen Zähnchen an
meiner Seele (denn öch bön der Seelephant): was, wenn sie recht
hatten, all die Experten, wie z.B. der Cheflektor von Fischer Tor,
der den Roman mit sehr harschen Worten abtat?
Ich glaube, sie alle haben unrecht, ich glaube sie kennen ihr
Publikum nicht. Wir werden es erfahren in knapp drei Wochen.
Eigentlich schon früher, denn Die Ruinen von Vinatur werden
ab Ende April bei Amazon vorbestellbar sein.
Derweil schreibe ich an dem zweiten Kurzgeschichten-Sidekick des
Romans, eine Sammlung von Legenden mit dem Titel Das grüne
Buch der Erde - wie gestern erwähnt spielt diese Sammlung
von Sagen auch eine Rolle in Vinatur selbst.
Wie viele Legenden es werden, das weiß ich noch nicht. Zwei kurze
Stücke habe ich schon. Zum einen den Anfang von Siebenfinger
in der Stadt aus Eis - Tira liest in Schattenschleicher den
Anfang dieser Geschichte -, zum anderen Die Kinder von
Vinatur, eine Sage, die ich gestern im Park begonnen habe zu
schreiben.
Im Park, in der Sonne, bei 20 Grad Celcius ... jetzt fällt der
Regen in dünnen Fäden und ich sitze am Schreibtisch. Wie gerne
würde ich wieder in der Sonne sitzen! Wie gerne wäre ich auf dem
Marktplatz von Tagwald, oder auf der Hochebene von Albenmoor ...
15.
April 2022
Wieso eigentlich ein Fantasy-Roman? Das ist eine lange Geschichte.
Meine erste große Liebe (nach Enid Blyton) war die Phantastische
Literatur. Angeregt von Raumschiff Enterprise und
später Mondbasis Alpha 1 lieh ich mir
Science-Fiction-Bücher in der Bibliothek aus. Erinnern kann ich mich
noch gut an Das Raumschiff der Kinder und Commander
Perkins.
Ich war fasziniert von den Welten, in die ich reisen konnte - die
ZUKUNFT, Raumschiffe, Roboter, Aliens. Dann kam der Horror ...
Als ich mit elf Jahren den Pfadfindern beitrat, fuhr ich wenig
später auf ein Ferienlager und dort las der Stammesführer (so
nannte sich das, die Pfadfinder hatten etwas leicht Archaisches - vor
allem mein Stamm Bundschuh, der eine Mischung aus
Hippies und Aufständigen war) eine Kurzgeschichte vor, von einem
Autor, dessen Namen ich noch nie gehört hatte: H.P. Lovecraft. Die
Geschichte des Außenseiters traf mich ins Herz,
denn das war auch ich. Später würde man so etwas Nerd nennen,
damals nannte man das Stubenhocker, Bücherwurm, Brillenschlange
(wobei ich in meiner Kindheit und Jugend noch keine Brille tragen
musste).
Horror-Literatur war im Jahr 1981 schwer zu bekommen in
Deutschland, es war wenig übersetzt und es gab noch kein Internet
(allerdings schon das Arpanet, aber dort hatte ich keinen Zugang und
Jeff Bezos hatte noch nicht einmal damit angefangen, Bücher mit der
Post zu verschicken). Was es aber gab waren Heftromane: Professor
Zamora, Larry Brent, Macarbos ... und John
Sinclair. Die Romane über den Geisterjäger vom Scotland Yard
begann ich mit Elan zu lesen. John Sinclair/Jason Dark war es auch,
der mich zum Schreiben brachte: mit zwölf Jahren beschloss ich, dass
ich so etwas auch könne (und zwar besser, wie mein jugendlicher
Größenwahn mir einredete) und schrieb in ein hellblaues Schulheft
meine erste Horror-Story ... Chris Colman - Universität des
Grauens.
Von Horror (und Science Fiction, die ich nach wie vor las) war es
kein weiter Weg zur Fantasy, vor allem, weil es ab den frühen 80ern
geradezu einen Fantasy-Boom gab. Die unendliche
Geschichte war erschienen, Conan war
verfilmt worden, Der dunkle Kristall lief im Kino
... und ich las, nachdem mir die Abenteuer John Sinclairs dann doch
zu simpel geworden waren, die Elric-Reihe von Michael
Moorcock und den Enwor-Zyklus von Wolfgang E. Hohlbein
(der damals noch die Initiale seines zweiten Vornamens im Namenszug
führte). Auch Conan und Thongor, Kull und Jandar zogen
in meine Welt ein. Und ich war beglückt - ich habe in meinem Leben
viel gelesen, aber nie wieder solche Unmengen wie in den Jahren 1980
bis 1985. Goldene Zeiten.
1985 war es auch, als ich zwei Bücher las, die meinen Zugang zur
Literatur entscheidend verändern würden: Howl, das
wilde Langgedicht Allen Ginsbergs und Der Fremde, der
existenzialistische Roman von Albert Camus. Beides stand meinem
fünfzehnjährigen Ich plötzlich besser zu Gemüt, also betrog ich
meine erste Liebe. Aber über die Jahrzehnte hatte ich immer wieder
ausgedehnte Affären mit der Ex, doch schrieb ich trotzdem nur das,
was man gemeinhin Hochliteratur nennt. Meine Bücher, die bis zu
diesem Tag erschienen sind, zeugen davon (gleichwohl sie auch das
eine oder andere phantastische Element beinhalten).
In den letzten Jahren allerdings fing mich diese Art von Literatur
an zu langweilen - das Bauchpinseln, die mangelnde Spannung, die
ewige Selbstbetrachtung - und ich begann wieder verstärkt Science
Fiction und Fantasy zu lesen (ab und an auch Horror). Und allmählich
breitete sich in mir das Bedürfnis aus, so etwas auch wieder selbst
zu schreiben, selbst eine neue Welt zu entwerfen. Und das tat ich
dann auch ...
26.
April 2022
Endlich sind die Osterferien vorbei und ich kann, als Vater von
zwei Kindern, wieder in Ruhe arbeiten.
Den Morgen über - und auch die letzten Tage - habe ich das
Manuskript gesetzt (für die Taschenbuch-Ausgabe), dann bei Amazon
hochgeladen und schließlich die Detailseite zusammen gebastelt; also
die Seite dort, auf der man das Buch dann finden wird ... oder besser
gesagt, schon finden kann.
Denn ab jetzt ist Die Ruinen von Vinatur vorbestellbar.
Die kleine Werbekampagne werde ich aber erst starten, wenn das Buch
am 1. Mai zu kaufen oder leihen ist.
Doch eigentlich wollte ich gar nicht von den Strapazen eines
Selbstverlegers berichten, sondern damit beginnen, ein wenig über
die Einflüsse zu plaudern, die meine Art Fantasy zu schreiben
geprägt haben. Und einer dieser Einflüsse war Das
Schwarze Auge.
Ich hatte mir das erste Fantasy-Rollenspiel deutscher Sprache zu
meinem vierzehnten Geburtstag im Jahre 1984 gewünscht (lang, lang
ist's her) und auch bekommen.
Die nächsten Monate, was sag ich, Jahre verbrachte ich mit diesem
Spiel auf dem Speicher meines besten Freundes Joe Enderlein, der dort
ein eigenes, von Eltern und Großeltern nicht leicht auffindbares,
Reich besaß. Mit anderen Freunden erlebten wir dort Abenteuer in
Aventurien und für vierzehnjährige Jungs war das weitaus besser,
als alles, was vor den kleinen Fensterluken geschah.
Anfangs richteten wir uns nach den offiziellen Abenteuerbüchern
(Im Wirthaus zum schwarzen Keiler!!!), dann aber fingen wir
an, eigene zu schreiben - also vor allem ich fing damit an.
Das erste Stück Fantasy, das ich schrieb war Die
Sumpfwälder des Schreckens - eine wilde Hatz durch drei
Dutzend Fallen, so weit ich mich erinnere. Am Titel kann man schon
erkennen, dass ich zuvor nur Horror-Groschenromane gelesen und
geschrieben hatte. Das Abenteuer war abgeschmackt und es war
großartig!
Eine neue Welt zu entwerfen, mit Städten, Dörfern, Verliesen und
Höhlen, das war eine Offenbarung für mich. Das war mehr, als nur
eine Geschichte aufzuschreiben und - von heute aus betrachtet - eine
gute Vorbereitung darauf, den Roman zu schreiben,
den ich jetzt, nach Jahrzehnten, endlich geschrieben habe. Denn die
Welt muss ja glaubhaft sein, muss eine Geschichte haben, Mythen,
Götter, Pflanzen und Tiere ... und natürlich Monster. Ich hoffe,
dass mir das gelungen ist.
In den 80ern kaufte ich noch viele Rollenspiele - Midgard, Dungeon
& Dragons, Traveller - aber als ich nach Berlin zog, ließ ich
alles in der elterlichen Wohnung zurück. Meine Eltern entschieden
sich kurz darauf, sich scheiden zu lassen. Erst zog mein Vater aus,
dann meine Mutter ... und die Myriaden von Spielen, Regelbüchern und
Abenteuer verschwanden im Orkus der Zeit. (Oder wurden sie von einem
Ork gestohlen?)
Weg, ohne Ausnahme.
Mich kümmerte das wenig; ich war in Berlin, lebte ein Leben als
Künstler und hatte anderes zu tun.
Doch in den letzten Jahren ergriff mich dann eine Melancholie und
brachte mich dazu, einiges nachzukaufen. Auch die Originalausgabe
des Schwarzen Auges war dabei, natürlich,
denn sie war ja der Ursprung allen Übels. Ich spiele das Spiel nicht
mehr, mir fehlen Zeit und Mitspieler, aber ab und an krame ich eines
der Abenteuer hervor, blättere darin und fliege mit weit gespreizten
Schwingen über das abendliche Aventurien.
29.
April 2022
Heute, an meinem 52sten Geburtstag, habe ich den zweiten Band der
Ruinen-Reihe (wie ich sie nenne) begonnen - Die Ruinen von
Albenmoor - der die Geschichte um Kallum, Ajala, Jaris und
Tira fortführt. Und es warten auf den Leser, die Leserin so einige
Überraschungen. Denn obwohl ich erst am Anfang des Manuskripts
stehe, habe ich natürlich oft und intensiv über die Geschichte
nachgedacht, wie sich die Figuren entwickeln werden, wie sich die
Welt von Kalandris verändern wird ... und was es mit dem gespaltenen
Mond auf sich hat.
Es waren schon von Anfang an drei Bände geplant, aber im letzten
Jahr kamen mir Zweifel, ob beim (noch nicht vorhandenen) Publikum
überhaupt ein Interesse bestehen könnte? Doch in letzter Zeit habe
ich so großen Spaß am Entwerfen dieser Welt gehabt - vor allem, als
ich Schattenschleicher schrieb -, dass ich nicht
mehr davon lassen kann.
Die nächsten Monate hab ich ausreichend Freiraum, denn eine
kleine Rücklage ermöglicht mir, mich bis zum Winter auf meine
Arbeit zu konzentrieren, doch im nächsten Jahr werde ich mich, wenn
der erste Band kein zumindest kleiner Erfolg wird, nach einem Job
umsehen müssen.
Leider ist in diesem Land, von wo auch immer her, das Gerücht,
nein, die feste Meinung aufgekommen, man könne mit Anfang fünfzig
nicht mehr eine anspruchsvolle Lohnarbeit ausführen, so dass mir
nichts anderes übrig bleiben wird, als eine Hilfsarbeit anzunehmen.
Das wird auf die Knochen gehen, aber immerhin werde ich mich nicht
mit schlauen Leuten rumärgern müssen. (Vermutlich aber mit weniger
schlauen).
Wenn ihr also nicht wollt, dass ich ab Januar 2023 Regale bei Lidl
einräumen muss, dann verhelft mir zu einem Erfolg und käuft Die
Ruinen von Vinatur. Ab übermorgen könnt ihr das eBook oder die
Taschenbuchausgabe bei Amazon bestellen. Wenn ihr ein
Kindle-Unlimited-Abo habt, könnt ihr das Buch auch ausleihen.
Und wenn ihr mir noch mehr helfen wollt, dann lasst nach dem Lesen
eine Rezension dort, sonst trifft mich die persönliche Rezession,
denn nichts erhöht die Sichtbarkeit auf Amazon - und somit die
Möglichkeit eines Erfolgs - mehr.
Zum Schluss noch die erste Szene des neuen Manuskripts, ein früher
Teaser sozusagen, noch bevor ihr den ersten Band gelesen haben könnt.
Hoffentlich einer, der neugierig macht:
(ACHTUNG: LEICHTE SPOILER ZUM ERSTEN BAND)
Der gespaltene Mond stand groß und bedrohlich am Himmel,
drängte sich durch die dunkelgrauen Wolkenfetzen, die von einem
scharfen Wind über die Wälder am Fuß der Burg getrieben wurden.
Es roch nach Nebel und Herbstlaub. Die Nacht war still wie ein
Schlachtfeld nach dem Ende der Kämpfe und Tarank at’ Miradek stand
am obersten Fenster des Burgturms und blickte abwechselnd hinab auf
die Wälder und zum Mond hinauf, der ihn schwermütig werden ließ.
[...]
Tarank ar’ Miradek schaute wieder in die Tiefe. Die Burg
thronte auf einer schroffen Felsnadel, die sich mehr als zweihundert
Fuß aus den dunklen Wäldern erhob. Wälder, die bis zum Horizont
reichten und von Nebelschwaden durchzogen wurden und in denen die
Unberührbaren hausten. Früher einmal waren sie Diener auf den
Burgen seines Volkes gewesen. Das war lange her, Tarank konnte sich
kaum noch erinnern, wie lange. Waren hundertzwanzig Sommer vergangen,
oder eher hundertvierzig? Tarank wusste es nicht mehr. Müde strich
er sich über das hagere Gesicht, das weiß wie Marmor war und
genauso kalt und hart. Manchmal wünschte er sich die Diener zurück.
Und die Dienerinnen. Aber es wäre kein guter Einfall, die Gefahr
eines weiteren Aufstands heraufzubeschwören. Deshalb hatte der Hohe
Rat seinerzeit die Unberührbaren verbannt, bis auf wenige Ausnahmen,
die in der Zitadelle dienten, ruhig gestellt, vom eigenen Willen
befreit durch die Kunst der Elchemischen Gilde.
Tarank at’ Miradek wandte sich von dem nächtlichen Bild ab,
vom gespaltenen Mond und von den Wäldern, dem Nebel und den düsteren
Wolken und trat an ein filigranes Tischchen, um den Docht der Öllampe
hochzudrehen. Das Licht flammte auf und erhellte sein Schlafgemach.
Es musste weit nach Mitternacht sein und er würde bis zum
Morgengrauen nicht schlafen können, das spürte er bis tief in die
Knochen. Je älter er wurde, um so seltener küsste ihn die Mutter
Nacht, um so mehr versank er in fruchtlose Grübelei.
Er gab sich einen Ruck und ging zu seinem Harmonium, das neben
dem Bett stand. Etwas Musik würde ihm gut tun, würde seine
angespannten Nerven beruhigen. Wenn nur nicht der gespaltene Mond so
dicht vor seinem Fenster stehen würde.
1. Mai
2022
Es ist soweit, heute ist Die Ruinen von Vinatur bei
Amazon erschienen. Und kurz nach Mitternacht zeigten mir die internen
Statistiken schon einen Verkauf an. Wer das wohl gewesen sein mag?
Ich werte das mal als ein gutes Zeichen.
Die nächsten Tage werden spannend für mich. Ich habe dieser
Veröffentlichung mehr entgegen gefiebert, als meinem Geburtstag zwei
Tage zuvor. Und es ist mir klar, dass es ein Höllenritt werden wird,
diesen Fantasy-Jumbo von der Landebahn zu bekommen - aber mit eurer
Hilfe wird das schon ...
Als nächstes starte ich eine kleine Werbekampagne direkt auf
Amazon und werde sie mit der Kreditkarte meiner Frau bezahlen, weil
ich keine eigene habe (der arme Poet).
Ein heftig kapitalistisches System übrigens; man ersteigert die
Werbeplätze über das Gebot für einzelne Schlagwörter. Immerhin
kann man überhaupt Werbung schalten. Bei Steam zum
Beispiel ist das nicht möglich, wie ich bei meinem ersten eigenen
Game erfahren musste. Steam verkauft das als
"Faire Entscheidung", um den großen Playern keinen Vorteil
zu geben, aber der Effekt für einen Ein-Mann-Publisher wie mich ist,
dass keinerlei Sichtbarkeit entstehen kann. Mein Spiel Gothic
1881 (das wirklich recht gelungen ist, wie ich finde) hat
sich in etwas mehr als einem Jahr nur rund 100 mal verkauft.
Da ersteigere ich dich lieber einen Werbeplatz bei Amazon und
hoffe auf das Beste.
2. Mai
2022
Wow! Tag 2 und schon ist das Buch in der Unterkategorie Dunkle
Fantasy in der Top 100. Das fängt ja gut an. Ist nebenbei
gesagt das erste Mal in meinem Leben, dass ich in den Charts
auftauche.
Aber zufrieden bin ich ja nie, deswegen hoffe ich sehr, in den
nächsten Tagen auch in die Hauptkategorie Fantasy aufzusteigen.
Das wäre ein Traum, wenn das kein Traum bliebe.
Was mich auch begeistert hat: Amazon stellt ja einiges an
Statistiken zur Verfügung und dadurch habe ich erfahren, dass
gestern 644 Seiten, bei über Kindle Unlimited ausgeliehenen
Büchern, gelesen wurden. Da ich nicht glaube, dass Die
Ruinen von Vinatur schon oft ausgeliehen wurde bedeutet das
wahrscheinlich, dass jemand das Buch in einem Zug durchgelesen hat.
Scheint spannend zu sein ...
Am Vormittag habe ich weiterhin das Buch in verschiedenen Sozialen
Medien und Foren beworben und vor allem meine Facebook-Community hat
mich unterstützt, auch mit Käufen. Großartige Sache.
Anschließend habe ich eine kleine Werbekampagne bei Amazon selbst
geschaltet, mit einem Etat von 200 Euro für 10 Tage. Mal sehen, was
es bringen wird. Nach den heutigen Zahlen und Rängen bin ich
zuversichtlich.
25.
Mai 2022
Kinder, Küche und Karriere haben mich die letzten Wochen daran
gehindert, in diesem Arbeitsjournal zu schreiben, was nicht sehr
schlimm ist, weil kaum etwas Nennenswertes geschehen ist. Außer die
Werbekampagne ...
Auf Amazon bietet man für Klicks. Ich habe also ein Tagesbudget
festgelegt, dass meine Gebote auf 20 Euro täglich begrenzt hat. Den
einzelnen Schlagwörtern, mit denen ich Klicks für mein Buch
generieren wollte, habe ich Gebote von anfänglich um die 70 Cent pro
Klick, später bis zu 120 Cent zugeordnet. (Dieser Betrag wird nur
angerechnet, wenn ein Käufer auf die Anzeige klickt und auf die
Detailseite des Buches weitergeleitet wird).
Vorweg kann ich sagen, es hat kaum etwas gebracht. Zwar habe ich
durch die ziemlich hohen Gebote mehr als 20.000 Impressionen gehabt -
das heißt, so oft wurde meine Anzeige in der Suchliste zu meinen
Schlagwörtern gesehen - aber nur ein paar hundert Leute haben dann
auf das Buchcover geklickt, um auf die Detailseite des Buches zu
kommen. Und noch weniger haben das Buch dort gekauft. Sehr viel
weniger. In den zehn Tagen, die die Kampagne lief, sind über die
Werbung sage und schreibe 4 Verkäufe zustande gekommen (und ein paar
Hundert gelesene Seiten über Kindle Unlimeted).
Glücklicherweise ist das Gebotssystem auf Amazon dynamisch, so
dass mein Tageslimit vom Algorithmus nicht annähernd ausgeschöpft
wurde. Ich habe also in den zehn Tagen nur etwa 50 Euro Verlust
gemacht.
Kein Problem. Was aber ein Problem ist: wieso haben mehr als
20.000 Impressionen zu nur 4 Verkäufen geführt?
Es könnte am Cover liegen. Was schmerzt, weil ich das Cover ja
selbst entworfen habe und es für ziemlich passabel hielt. Aber das
Publikum hat es offensichtlich nicht goutiert, passabel scheint
heutzutage nicht auszureichen. Also habe ich mich nach guten
Grafikern umgeschaut - und die guten sind teuer. (Und die billigen
kaum besser, als ich selbst). Ein Grafiker, den ich sehr schätze und
der für viele große Verlage arbeitet, möchte für ein Cover
mindestens 800 Euro. Das ist zwar angemessen, aber für mich völlig
außerhalb des Budgets, vor allem, weil ich mir ziemlich sicher bin,
diese Ausgabe auf absehbare Zeit nicht wieder reinholen zu können.
Und was wäre, wenn es doch nicht am Cover liegt, sonden zum Beispiel
an der Buchbeschreibung oder am Plot? Dann hätte ich knapp 1000 Euro
in den Sand gesetzt.
Wie also weiter? Erst einmal werde ich wie geplant nächste Woche
das Beiboot veröffentlichen, die
Kurzgeschichte Schattenschleicher, die ich teils
kostenlos anbieten werde, um LeserInnen zu begeistern und dann auf
den Roman zu verweisen. Auch das eine ziemliche unsichere
Herangehensweise. Aber vielleicht geht der Plan ja auf.
Zum anderen werde ich mich wieder an meine Grafikprogramme setzen
und ein neues Cover gestalten, eines, dass dem Publikum hoffentlich
besser gefällt. Der Relaunch folgt dann im Laufe des Monats Juni.
Was noch zu sagen bleibt: faszinierend, wie wenig Verkäufe man
braucht, um bei Amazon in einer (eher unwichtigen) Unterkategorie in
der Top 100 zu landen. Ein, zwei eBooks am Tag, dann noch 200
gelesene Seiten in ausgeliehenen Exemplaren ... und schon steht man
auf Platz 98 in Dunkle Fantasy. Aber gebracht hat das
leider auch nicht viel.
31.
Mai 2022
Kostenlos - eigentlich wollte ich das ja nie wieder machen, denn
ein Schriftsteller soll für seine Arbeit bezahlt werden.
Aber dieses Mal habe ich einen Plan: die knapp 50 Seiten lange
Fantasy-Story Schattenschleicher wird von mir in
den nächsten Tagen verschenkt und soll sozusagen als Schlepper für
den Roman dienen (ich erwähnte es schon). Das Ziel ist, die
Leserschaft mit dieser Geschichte von meinem Können zu überzeugen,
so dass sie ohne mit der Wimper zu zucken, oder überhaupt
nachzudenken, den Roman kauft. Ein schöner Traum ...
Allerdings weiß ich, aufgrund der Kostenlos-Aktion bei meinem
ersten eBook (Jahre ist es her), dass zwar viele potenzielle Käufer
gerne ein Geschenk annehmen, dann aber nicht mal eine Review oder ein
paar Sterne auf Amazon da lassen. Undankbare Kobolde, sie alle.
Vielleicht ist es dieses Mal ja anders ... Begeisterungsstürme,
Berühmtheit, Reichtum ... Schnickschnack.
Was mich an etwas erinnert: ihr, die ihr schon Die Ruinen
von Vinatur gekauft habt, ihr knapp 30 Menschen dort
draußen in den Weiten der Gutenberg-Galaxis, seid so gut und gebt
mir ein paar Sterne oder eine Review, wenn ich schon keinen Kanten
Brot in der Hand und kein Dach mehr über dem Kopf hab. Denn ich bin
ein armer Gaukler, doch ich kann mit Ironie und Sarkasmus besser
jounglieren, als mit Totenschädeln.
30.
August 2022
Heute, Monate später, muss ich leider eingestehen, dass es sich
alles nicht so entwickelt hat, wie ich es mir erträumte.
Die Werbekampagne auf Amazon ist ins Leere gelaufen, die beiden
Bücher haben sich grauenhaft schlecht verkauft, die Kostenlos-Aktion
ist wie schon geahnt vonstatten gegangen - mehr als zweihundert
Exemplare sind gratis über den Tresen gegangen, keine einzige
Rezension ist danach auf Amazon veröffentlicht worden, nicht einmal
ein paar Sterne glitzerten.
Das alles ist schade, aber offenbar nicht zu ändern. Ich habe
mich bemüht (sicher nicht genug), doch was Public Relations
anbelangt, bin ich leider, leider eine Null.
Und vielleicht ist Die Ruinen von Vinatur auch
einfach nicht gut genug, um es in höhere Ränge zu schaffen.
Die Konsequenz: ich habe den zweiten Teil, Die Ruinen von
Albenmoor, erst einmal ad acta gelegt und schreibe zur
Zeit stattdessen zum einen an einem Krimi, zum anderen an
einer Dystopie. Mal sehen, was daraus wird ...
Als Abschiedsgeschenk für meine dreißig treuen Leser und
Leserinnen habe ich einen Download auf die Startseite dieser Homepage
gestellt: Siebenfingers Rache, eine Kurzgeschichte,
eine Legende aus dem Grünen Buch der Erde. Ich wünsche
euch viel Vergnügen beim Lesen.