Mittwoch, 24. Juli 2013

Seit ich Wermut im März abgeschlossen habe, ist kaum noch etwas entstanden. 20 - 25 Gedichte, einige Blogeinträge, ein paar Entwürfe für den neuen Roman.
Eigentlich sollte sich das wie ein Schreibkrise anfühlen, aber zum ersten Mal seit Jahren treibt es mich nicht an den Sekretär. Das liegt vermutlich daran, dass eine Werkphase abgeschlossen ist, die die letzten 15 Jahre umfasst. Schon in den zwei Dutzend Gedichten der letzten vier Monate habe ich versucht, einen neuen Ton zu finden, eine neue Art die Sprache zu (re)konstruieren. Und in dem Roman, der mir bevorsteht, will ich die Worte weiter treiben, als ich dichtender Schäfer es bislang vermocht habe.
Mich fangen die stringent erzählten Geschichten mehr und mehr zu langweilen an, ich muss eine andere Segmentierung des Textes versuchen. Aber wie? Denn eine Geschichte will ich schon erzählen, so etwas wie Oswald Wieners Die Verbesserung von Mitteleuropa würde mir nicht reichen. Wie konstruiert man also ein Textkonvolut, das lose genug ist, um assozativ zu wirken, und verbunden genug, um den potenziellen Leser nicht vor den Kopf zu stoßen?
Probleme der Avantgarde im Dritten Jahrtausend.
Wenn ich mich in der Literatur der letzten 100 Jahre umschaue, denke ich, dass Arno Schmidt einen der interesantesten Ansätze hatte; seine Snapshot-Technik der 50er und frühen 60er Jahre ist ungebrochen fortschrittlich, nur sein Tonfall wirkt mittlerweile etwas staubig.
Robert Anton Wilson hat seine Illuminatus-Bücher auch recht geschickt geschnitten, und Harold Norses Beat Hotel könnte immer noch ein Vorbild sein.
Aber letztendlich ist es doch sehr überraschend, auf wie wenig nichtlineare Romantechniken man zurück greifen kann.
Ich muss also weiter nachdenken und alles aus mir selbst schöpfen. Es ist noch nicht Zeit für den Schreibtisch.

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1 Kommentar:

  1. dos passos. einige falkner texte (vor allem schall und wahn) broch und jüngst olga martynova (die ich dir sehr ans herz lege.) und die russen belij und später marienhof. großartige autoren. dein grundproblem allerdings ist auch meines. schreib mir, wenn du einen weg gefunden hast. und natürlich auch so

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